Bahnhof Küstrin-Kietz

Ausstellungseröffnung „Die ‚Russeninsel‘ – Spuren einer Begegnung“ am 6. Oktober in Küstrin-Kietz

Ausstellungseröffnung und Führung im Rahmen der Veranstaltung „Abschied von der ‚Russeninsel‘. Vom Abzug zum verlorenen Ort“

Reste von Zeitungsausschnitten im ehemaligen Wohnhaus des Kommandanten der sowjetischen Garnision auf der Oderinsel.
Reste von Zeitungsausschnitten im ehemaligen Wohnhaus des Kommandanten der sowjetischen Garnision auf der Oderinsel. ©Elke Kimmel

Vom Abzug zum verlorenen Ort

Auf der Oderinsel bei Küstrin-Kietz direkt gegenüber den ehemaligen Küstriner Festungsanlagen in Kostrzyn befindet sich ein großes ehemaliges Kasernengelände. Die Folgen des nun schon Jahrzehnte andauernden Leerstands und der Verfall der Gebäude und Anlagen sind nicht zu übersehen. Die verfallenen Gebäude, überwucherten Flächen und ein Sicherheitszaun prägen das Bild des einstigen militärischen Sperrgebiets. Vom Zug aus lässt sich die „Russeninsel“ – wie sie zu Zeiten der DDR auch genannt wurde – gut erkennen, doch Informationen über die Vergangenheit dieses denkmalgeschützten Ortes sind rar. Lediglich in den Erzählungen älterer Bewohner:innen von Küstrin-Kietz lebt die Geschichte weiter.

Spuren der Begegnungen

Blick in einen Raum in einem verlassenen Kasernengebäude- Man sieht ein offenes Fenster und auf dem Boden vertrocknetes Gewächs.
Raum in einem der Garnisionsgebäude in Küstrin-Kietz. ©Kevin Fuchs

In den 1950er Jahren wurde auf der Oderinsel eine sowjetische Garnison stationiert. Bis zum Abzug der Truppen 1991 lebten hier Brückenbaupioniere der Sowjetarmee, die in den historischen Gebäuden einer Artilleriekaserne von 1903 untergebracht waren. Trotz der strikten Abschottung des Sperrgebiets entwickelten sich vielfältige, oft auch informelle Beziehungen zwischen den Militärangehörigen und den Bewohner:innen des nahegelegenen Ortes Kietz. Sowjetische Soldaten halfen bei der Ernte und in Krisenzeiten auf Baustellen, während Offiziersfrauen in den örtlichen Betrieben arbeiteten. Auch Schulpatenschaften ermöglichten Begegnungen zwischen der lokalen Bevölkerung und den Soldaten. Neben diesen offiziellen Kontakten florierte ein reger Tauschhandel – Benzin, Wodka oder russische Süßigkeiten wechselten über die Kasernenmauern hinweg die Besitzer:innen.

Diese gelebte Nähe, die jenseits der offiziellen Freundschaftsrhetorik oder organisierten Freundschaftstreffen entstand, prägte die Einstellung vieler DDR-Bürger:innen gegenüber der sowjetischen Besatzung nachhaltig. Diese „Russeninsel“ ist bis heute ein Symbol für die eigentümliche, oft widersprüchliche Beziehung zwischen Ostdeutschland und der Sowjetunion –die gegenwärtig ebenso nachwirkt.

Ausstellung gewährt Einblick in die Geschichte und Beziehungen

Mit der Ausstellung „Abschied von der Russeninsel“ widmet sich der Verein Kietz-Bahnhof/Dworzec Chyza der Geschichte dieses besonderen Ortes, den vielfältigen Beziehungen zwischen der sowjetischen Garnison und den Menschen im Oderbruch und den Spuren ihrer Begegnung. Am 6. Oktober wird die Ausstellung im Rahmen der ganztägigen Veranstaltung „Abschied von der ‚Russeninsel‘. Vom Abzug zum verlorenen Ort“ mit Filmvorführungen, Zeitzeug:innengesprächen und einer Podiumsdiskussion Podiumsdiskussion zum schwierigen Umgang mit ehemaligen sowjetischen Militärliegenschaften eröffnet.

Ihr Besuch

Informationen zu Ihrem Besuch

Eröffnung 6. Oktober 2024
Laufzeit 12. Oktober – 31. August 2025
Öffnungszeiten Sa-So 11-17 Uhr oder nach vorheriger Anmeldung unter mail@kietz-bahnhof.de

Ort Kietz-Bahnhof/Dworzec Chyza e.V.
15328 Küstriner Vorland

Die Ausstellungseröffnung findet im Rahmen der Veranstaltung „Abschied von der ‚Russeninsel‘. Vom Abzug zum verlorenen Ort“ statt. Weitere Informationen zur Veranstaltung und Anmeldung finden Sie hier.

Kontakt

Kietz Bahnhof/Dworzec Chyza e.V.