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Spielplatz Schule – Darstellende Künste in Schule und Unterricht. Der Theatertag als Visionswerkstatt

Text von Grit Weirauch

Wie kann der Austausch zwischen Theaterschaffenden, Tänzer.innen und Schule gelingen? Welche Formate werden für den Unterricht gebraucht? Und welche Relevanz haben die Darstellenden Künste in der Schulbildung überhaupt?

Es sind nur einige der Fragen, die die Teilnehmenden des Theatertags „Spielplatz Schule – Darstellende Künste in Schule und Unterricht“ bewegten. Die Plattform Kulturelle Bildung veranstaltete den Fachtag gemeinsam mit dem Landesverband Freie Darstellende Künste Brandenburg am 29. November in der fabrik in der Potsdamer Schiffbauergasse. Die Resonanz von Künstler.innen und Pädagoginnen zeigte, wie groß der Bedarf in Brandenburg ist, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Und wie groß die Bereitschaft ist, Schule in Verbindung mit Theater neu zu denken.

Denn vor allem ging es darum, gemeinsam zu visionieren, wie diese Kooperation gelingen kann: „Wir haben die Ausgangslage: Zwei Seiten, zwei Systeme kommen zusammen und es entsteht dabei ein blöder Kompromiss“, so Moderator Moritz von Rappard zum Status Quo. „Wie lässt sich stattdessen etwas Neues, Überraschendes, Lebendiges entwickeln“?

 

Mapping über Baustellen

Moritz von Rappard ist selbst Theaterwissenschaftler und Pädagoge und befasst sich seit rund zehn Jahren intensiv mit Öffnung und Teilhabe in Kulturinstitutionen.  Sein roter Faden am Theatertag: Nicht über die Hürden und Stolpersteine jammern, die das System Schule mit sich bringen, und „die Unmöglichkeit auf die Ministerien abladen“, sondern in Bewegung kommen, „etwas Neues entwickeln – für das wir nicht um Erlaubnis fragen müssen.“

Mit diesem Impuls beflügelt, diskutierten die Teilnehmenden daraufhin in Gruppen über die Baustellen, ihre dringendsten Fragen im Feld der Darstellenden Künste und Schule – aber auch über das Großartigste. Zumeist sind es schließlich besondere Erlebnisse und Erfahrungen mit Schüler.innen, die Lehrkräfte wie Künstler.innen die Sinnhaftigkeit ihres Tuns vermitteln.

Nach dem Mapping stand ein „Zwiegespräch“ auf dem Programm: Zwischen Ute Schlegel-Pinkert, Professorin für Theaterpädagogik und Darstellendes Spiel an der Universität der Künste (UdK) in Berlin leitet, und Uta Schrader, Fachbereichsleiterin Werkstatt Ästhetische Horizonte an der Voltaireschule in Potsdam.

 

Zwiegespräch zwischen Theorie und Praxis

Auch Ute Schlegel-Pinkert hat, wie sie sagte, „die Füße in beiden Feldern“. Sie arbeitet in enger Zusammenarbeit mit den Theaterpädagog:innen der Berliner Theater an der Schnittstelle von Praxis und Theorie. In ihrem Impulsvortrag richtete sie ihren Blick vor allem auf die Strukturen in der Schule und im Kulturbetrieb.

Dabei unterscheidet sie die gelernten Ausrichtungen der Akteur:innen. „Wie habe ich gelernt mich zu labeln?“, so die Frage der Kunstschaffenden. Die der Lehrkraft hingegen: „Wie habe ich gelernt, mich den Bedingungen zu unterwerfen?“ Und nicht zuletzt sei für die Schüler:innen relevant: „Wie kann ich den Lernstoff von mir wegdrücken?“

In ihrer Arbeit als Theaterpädagogin an der Voltaire-Schule versucht deswegen Uta Schrader, „gemeinsam mit Schüler:innen und Künstler:innen einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sich alle in neuen Rollen treffen“. In diesem Raum herrsche Vertrauen, es gälten neue Regeln und es gebe vor allem Zeit, um miteinander eine ästhetische Erfahrung zu machen.

Dafür, so stimmten beide überein, bräuchte es Übung. Denn Theater müsse auch eintrainiert werden. Nicht zuletzt bei der Lehrerschaft, so Uta Schrader. „Erst durch das eigene Erleben und die eigene ästhetische Erfahrung ist man als Lehrkraft motiviert, dies an die Schüler weiterzugeben.“ Ute Schlegel-Pinkert verwies abschließend auf das Berliner Modellprojekt Jump & Run. Schule als System (2011/2012) und die Begleitstudie Eure Zwecke sind nicht unsere Zwecke.

 

Konkret und visionär

Zwischendurch immer wieder, was den Theatertag auszeichnete: Zeit für Gespräche, spielerisch initiiert und in Bewegung eingebettet von TheaterAKTIV/ Traumschüff. Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen des Austauschs. An mehreren Input-Tischen trafen sich Teilnehmende mit den geladenen Gästen, die kurz aus ihrer Praxis berichtetet hatten. So Hans-Joachim Frank, Künstlerischer Leiter des theater 89, die Regisseurin und Theatervermittlerin Kathrin Thiele sowie Johanna Simon, Projektleiterin explore dance – Netzwerk Tanz für junges Publikum.

Konkrete Anregungen wurden dabei ausgetauscht, Hilfestellungen gegeben, erste Schritte miteinander vereinbart und Ideen entwickelt, etwa eine Art Anlaufstelle für Schulen und Theaterprojekte, um beide miteinander zu verbinden.

„Ein zarter Anfang“ sei dieser Theatertag gewesen, resümierte Moderator Moritz von Rappard. Aber es gab auch konkrete Vorschläge: Gewünscht ist ein regelmäßiger Jour fixe zwischen der Plattform Kulturelle Bildung, dem Landesverband Freie Darstellende Künste Brandenburg und dem Landesinstitut für Schule und Medien LISUM in Sachen Spielplatz Schule.