Die Ausstellung entstand in enger deutsch-polnischer Partnerschaft und konnte mit weltweit einzigartigen Zeugnissen der Renaissancekultur aufwarten: Die Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń/Thorn und das Museum für Ermland und Masuren in Olsztyn/Allenstein überliessen als Leihgaben exklusiv zwei Bände aus der kostbaren Silberbibliothek Herzog Albrechts von Preußen. Entstanden zwischen 1555 und 1562, umfasste sie einst 20 Bände mit reformatorischen Hauptwerken, gefasst in silbernen, mit feinen Goldschmiedearbeiten verzierten Einbänden. Solch eine Aufwertung von Büchern quasi zum Staatsschatz blieb im Europa des 16. Jahrhunderts absolut einmalig. Die Silberbibliothek galt nach ihrer Auslagerung aus Königsberg Ende des Zweiten Weltkriegs lange als verschollen. Heute wissen wir, dass 15 Bände in Polen bewahrt wurden, zwölf davon in der Bibliothek der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń/Thorn.
Zu den erstrangigen Exponaten gehörte auch die einzige überlieferte Zeichnung, die Lucas Cranach d. Ä. von Martin Luther anfertigte. Sie entstand um 1532 und kam als Leihgabe aus schottischem Privatbesitz. Zu sehen war auch der Trostbrief Luthers an Kohlhase mit der Aufforderung, den bewaffneten Widerstand gegen die Obrigkeit einzustellen.
Mit kostbaren Gemälde und Kunstkammerobjekten, herausragenden Archivalien und Alltagszeugnissen aus Museen, Bibliotheken, Archiven, Privatsammlungen und Kirchen des In- und Auslands bietet die Ausstellung zugleich ein Panorama der Vernetzung der Welt im vornationalen Zeitalter sowie der Vielfalt der Reformation im europäischen Kontext. Greifbar wird dabei die existenzielle Wucht wie auch die Ambivalenz von Reformation und Freiheit in der Spannung zwischen religiösem Bekenntnis und politischer Wirklichkeit.
Eine eigene Ausstellungsebene war Martin Luther und seiner reformatorischen Hauptschrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ von 1520 gewidmet. Sie zeichnete die einzigartige Erfolgsgeschichte des kleinen Büchleins nach, das Luther zufolge „die ganze Summe des christlichen Lebens“ enthält.
Im Zentrum stand hier ein Sensationsfund, der im Jahr 2015 in einer Humanistenbibliothek in Sélestat/Schlettstadt (Elsass) gemacht wurde: eine lateinische Erstausgabe der Freiheitsschrift mit ca. 50 handschriftlichen Anmerkungen Luthers. Diese gingen nahezu wörtlich in einen Baseler Nachdruck von 1521 ein, der ebenfalls präsentiert wird.
Was genau Martin Luther in seiner Zeit unter der „Freiheit eines Christenmenschen“ verstand, wurde an Glaubensbildern des 16. Jahrhunderts ersichtlich, die aus Brandenburger Kirchen stammen.
Eine interaktive „Freiheitswerkstatt“ bot den Besucher:innen Möglichkeiten, sich auch damit auseinanderzusetzen, dass und wie Luthers Freiheitsideen bis heute fortwirken. Die Fragen sind in ihrem Kern aktuell geblieben: Wie verändert innere Freiheit, Toleranz und geistiger Nonkonformismus das Leben? Was bedeutet und was nutzt Gewissens-, Glaubens- und Gedankenfreiheit den Menschen, denen Unrecht widerfährt? Wie verhält sich die Freiheit des Einzelnen zum Gewaltmonopol des Staates?