Die Helden der Niederlage
Tagung zur Formung des „preußischen Staatsmanns“ –
Kontinuitäten und Brüche des Reformzeitalters zwischen 1806 und 1820.
In der preußischen Öffentlichkeit verfestigte sich nach der verheerenden Niederlage gegen Napoleon die Vorstellung, der Staat bedürfe einer grundlegenden Reform.
Gestalten sollten sie mutige, entschlossene, wissenschaftlich qualifizierte Staatsmänner wie etwa der Freiherr vom Stein, Hardenberg, Gneisenau oder Scharnhorst. So bekam ein älterer, aufklärerischer Reformdiskurs eine neue Wendung, dessen strukturelle Kontinuitäten die Zeitgenossen weitaus weniger wahrnahmen als das Gefühl eines historischen Bruches. Die Heroisierung von Staatsmännern war Medium eines Wandels, aus dem rasch eine neue Tradition abgeleitet wurde. Ein solches Pathos gilt es ebenso zu erforschen wie Herkunft, Erziehung und Ausbildung, Karrieren, Dienstalltag und Weltbilder ausgewählter Akteure in der preußischen Verwaltung.
Programm der Tagung
Donnerstag, 2. März 2023
13 Uhr
Begrüßung und Einführung
Heroisierungsräume: Selbstverortung der Reformer
13.30 Uhr
Minimale Heroismen: Lebenslauferzählungen von
preußischen Beamten um die Reformzeit
Stephan Strunz (Dresden)
14.15 Uhr
Heldenerwartungen: Krise in der Staatsmännlichkeit
Astrid Albert (Wuppertal)
15.00 Uhr
Kaffeepause
Bewährungsfelder: Staatsmänner als Helden der Wissenschaft
15.45 Uhr
Regieren mit der Wissenschaft: Zur
Selbstheroisierung der Reformer
Georg Eckert (Freiburg/Wuppertal)
16.30 Uhr
Bergbauwissenschaft als Schlüsseldisziplin im
preußischen Staatsdienst: Mit prominenten Beispielen
Thomas Stamm-Kuhlmann (Greifswald)
17.15 Uhr
Ein „denkender Geschäftsmann“:
Identitätskonstruktionen und Karriereoptionen
preußischer Reformpolitiker zwischen Wissenschaft und
Politik, am Beispiel Friedrich von Raumers (1781–1873)
Julia Kurig (Berlin)
19.30 Uhr
Gemeinsames Abendessen
Freitag, 3. März 2023
Heldenplätze: Reform als Habitus der Praktiker
9.30 Uhr
„Frei bewegen soll sich das Richteramt in dem
Reich der Gesetze“: Johann Ludwig Klüber und das Ende
der rechtsstaatlich orientierten „Generation Pütter“ unter
den preußischen Staatsmännern
Wolfgang Burgdorf (München)
10.15 Uhr
Handel und Verwaltung als heroischer Akt: Der
Aufstieg der Finanz- und Agrarreformer Christian Rother
und Christian Friedrich Scharnweber im Vergleich
Carola Groppe (Hamburg)
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Bildungsreformen und Kontinuitäten an
preußischen Gelehrtenschulen im Reformzeitalter:
Bernhard Moritz Snethlage (1753–1840) und Carl David
Ilgen (1763–1834) im Vergleich
Jonas Flöter (Leipzig)
12.15 Uhr
Abschlussdiskussion
Programm zum Download
Eine Veranstaltung des Sonderforschungsbereichs 948 – Helden – Heroisierungen – Heroismen der Uni Freiburg gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Helmut Schmidt Universität Hamburg und dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.