Konferenzsaal

Polen-Litauen zwischen Preußen und Russland in der Zeit der großen Reformen (1788–1792) und der letzten zwei Teilungen (1793 und 1795)

Ein Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Polen zwischen Preußen-Deutschland und Russland – Geschichte einer schwierigen Nachbarschaft“ veranstaltet vom Historischen Institut der Universität Potsdam und dem Nordost-Institut an der Universität Hamburg in Kooperation mit dem HBPG.

Referent: Igor Kąkolewski, Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften

Die von den sog. Großen Sejm (1788-1792) eingeführten Reformen sollten den Polnisch-Litauischen Unionsstaat modernisieren und gegen seine absolutistisch regierten Nachbarn: Russland, Preußen und Österreich stärken. Das Reformwerk gipfelte in die Verfassung vom 3. Mai 1791, die Grundlage für die Entwicklung Polen-Litauens als moderne konstitutionelle Monarchie bildete. Zugleich war die Verfassung eines der ersten modernen Grundgesetze in Europa. Eine wichtige Rolle bei ihrer Verabschiedung spielten die internationale Situation zu Beginn der Neunzigerjahre des 18. Jahrhunderts, die zeitweilige Allianz Polen-Litauens mit Preußen und nicht zuletzt die vorherige Union zwischen Polen und Sachsen (1697–1763). Mit den Reformen des Großen Sejm (1788–1792) sympathisierten viele Einwohner Polen-Litauens, die selbst oder deren Familien aus verschieden deutschen Regionen stammten. Ihre Unterstützung für die Verfassung vom 3. Mai 1791 äußerten auch viele aufgeklärte Denker, Publizisten und Intellektuelle in Preußen und anderen deutschen Staaten. Trotzdem wurde Polen-Litauen bald von seinem mächtigen Nachbarn zweimal aufgeteilt und verschwand aus der Landkarte Europas für 123 Jahre.

Die Ringvorlesung

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine führte in Deutschland nicht nur zu einem radikalen und kritischen Überdenken der deutschen Russland-Politik, sondern auch zur verstärkten Wahrnehmung der Außenpolitik Polens. Die aktuelle Diskussion über die europäische Sicherheit hat erneut bewiesen, wie nachhaltig die Geschichte das Verhältnis von Polen,
Russland und Deutschland beeinflusst und wie sehr die Bereitschaft, sich angemessen mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, die gegenseitigen Wahrnehmungen erleichtern oder erschweren kann. Seit sehr langer Zeit versucht Polen, sich gegen fremde Vorherrschaft und Einflussnahme zu erwehren. Die konfliktreichen historischen Erfahrungen Polens mit Russland waren aber auch zuweilen auch das Ergebnis einer preußisch- beziehungsweise deutsch-russischen Übereinkunft. Diese historischen Zusammenhänge nimmt die Vortragsreihe zum Anlass, sich daran zu erinnern, was Preußen, Polen und Russland seit Jahrhunderten auseinandergetrieben oder auch zusammengehalten hat. In elf Vorträgen wird der Versuch unternommen, von der Dynamik der konkreten historischen Ereignisse und Konstellationen her zu einer kritischen Reflexion über die preußisch- beziehungsweise deutsch-polnisch-russischen Beziehungen zu gelangen, und zwar in einer breiten Zeitspanne von rund fünf Jahrhunderten.

Organisation:
Prof. Dr. Matthias Asche, Universität Potsdam
PD Dr. Agnieszka Pufelska, Universität Potsdam/Nordost-Institut an der Universität Hamburg

Eintritt und Anmeldung

Der Eintritt ist frei.
Eine Anmeldung wird empfohlen unter kontakt@gesellschaft-kultur-geschichte.de oder telefonisch unter +49 331 620 85 50

Kooperation

In Kooperation mit dem Historischen Institut der Universität Potsdam und dem Nordost-Institut an der Universität Hamburg.
Das Nordost-Institut an der Universität Hamburg wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.