Zwischen zwei Zeilen ein Bad nehmen? Ein Gedicht!
Die Stadt Brandenburg an der Havel ist nicht nur die älteste Stadt des Bundeslandes. Sie kann auch mit wunderbarer Architektur der Moderne aufwarten, deren Motto „Licht, Luft und Sonne“ war. Eines der architektonischen Highlights, das historische Stadtbad, wird gerade wachgeküsst und im November 2023 zur Präsentationsfläche eines Videokunstfestivals. – Ein Text von Anne Müller
Ein altes Stadtbad als Kunstforum
Winter 2019. Anne und Martin Müller spazieren durch das Stadtzentrum von Brandenburg an der Havel, wohin es sie völlig absichtslos geführt hatte, in einem sehr mobilen Leben als Kulturschaffende. Die beiden sind schnell verliebt in diese zu Teilen noch ein wenig verwunschene Gegend. Der Spaziergang führt sie unmittelbar vor das historische Stadtbad, ein bereits verfallendes, traurig wirkendes Gebäude – jedoch mit unmittelbar erkennbarem, einzigartigem Potential für eine öffentliche und kulturelle Nutzung.
Mehr Informationen zum historischen Stadtbad in Brandenburg an der HavelEine weite Liebe am Interdisziplinären
Und so ist es bereits nach kurzer Zeit unvermeidbar, dass der Gedanke reift, sich ernsthaft um das Stadtbad zu bemühen, sich für seinen denkmalpflegerischen Erhalt einzusetzen und eine kulturelle Betreibungsstrategie zu entwickeln. 2021 gründen die beiden den STADTBAD e. V.
Anne Müller: „Vielleicht kann man als Kern unserer Arbeit und ja eigentlich unseres Lebens eine weite Liebe am Interdisziplinären beschreiben. Menschen, Orte, Themen, Fragen miteinander in Berührung zu bringen, die viel zu selten oder gar nicht miteinander agieren.“
Ein Fall für die Denkmalpflege
2022, nach drei Jahren konzeptioneller, strategischer und parallel bereits künstlerisch-kultureller Entwicklung, ist der STADTBAD-Verein schon erstaunlich weit gekommen. Das Bad wird nicht, wie ursprünglich geplant, als Wohnungsbauobjekt umgebaut. Nun geht es um den denkmalpflegerischen Erhalt dieses einzigartigen historischen Stadtbad-Gebäudes, das im Bauhausstil errichtet und 1930 als Teil des Wohlfahrtsforums eingeweiht worden war. Der moderne „Bau für Volksgesundheit“ mit einem 25-Meter-Becken und einem Sprungturm, mit Wannen-, Brause- und medizinischen Bädern, natürlicher Tageslichtführung und einer Sonnenterrasse war bis 2000 in Betrieb und ist bis heute identitätsstiftend für die Menschen in Brandenburg an der Havel und Umgebung.
Impuls und Motivation
Deshalb war es ebenso sinnvoll wie wichtig, von Beginn an die Bevölkerung mit ihrem reichen Erinnerungsschatz in die Entwicklung des kulturellen Nutzungskonzeptes einzubeziehen. „Nicht als rückwärtsgewandte und abgeschlossene, vielleicht sehnsüchtige Betrachtung der eigenen Biografie und Stadtgeschichte, sondern als Impuls und Motivation, Geschichte – privat wie öffentlich – weiter zu erzählen und in das Jetzt und in die Zukunft zu transformieren.“ sagt Martin Müller vom STADTBAD e. V.
Ein Vorhaben als internationales Vernetzungsprojekt
2022 gewann das Vorhaben „STADTBAD Kunstforum Brandenburg“ den 1. Preis des Innenstadtwettbewerbs des Landes Brandenburg in der Kategorie „Räume weiterdenken – kreative Nutzungsideen: “Die Jury hob hervor, dass der Ort eine besondere Strahlkraft entwickeln kann, die weit über das Gebäude hinausreicht. Es werde ein sehr breiter Ansatz verfolgt, um die Stadtbevölkerung einzubeziehen und ihre Erinnerungen an das Stadtbad sichtbar zu machen.
Von Beginn an war das STADTBAD Kunstforum-Vorhaben als überregionales
und auch internationales Vernetzungsprojekt angelegt. Ein Kernanliegen ist, Künstler:innen unterschiedlicher Herkunft und Lebensumstände professionell miteinander zu vernetzen und einen barrierefreien Austausch zwischen Bevölkerung, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen zu gestalten. So war die im November 2022 erworbene, offizielle Partnerschaft des STADTBAD Kunstforum Brandenburg mit dem New European Bauhaus der Europäischen Union ein naheliegender und beachtlicher Schritt, um zukünftig Maßnahmen zur Sicherung und zum Erhalt des Gebäudes einleiten zu können.
Kontakt
Stadtbad Kunstforum Brandenburg
Alfred-Messel-Platz 1
14776 Brandenburg an der Havel
Telefon 03381 3287 513
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