Projekte zum Thema Koloniales Erbe im Rahmen von “Welten verbinden- Kulturland Brandenburg 2024/2025”

Vier Projekte, die im Rahmen von „Welten verbinden – Kulturland Brandenburg 2024 / 2025“ gefördert werden, geben 2025 auf unterschiedliche Weise einen Einblick in die gesellschaftliche Etablierung und Normalität einer kolonialen Gesellschaft. Darüber hinaus bieten sie in unterschiedlichem Maße den von Kolonialismus betroffenen Gesellschaften Räume an, ihre eigenen Perspektiven und Erfahrungen sichtbarer werden zu lassen.

SPSG: Entgoldet. Koloniale Realitäten in Brandenburg

Zu sehen ist ein Ausschhnitt von einer grün gepolsterten Bank, deren Lehne und Armlehne weiß lackiert ist. Die Rückenlehne ist verziert mit Früchten wie Ananas und Zitrusfrüchten. Die Wand im Hintergrund ist weinrot.
© BKG, Foto: Kevin Fuchs

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin­Brandenburg (SPSG) widmet dem Thema Kolonialismus von März bis November 2025 eine eigene Veranstaltungsreihe. Darin werden verschiedene Perspektiven auf eine gemeinsame Geschichte und Gegenwart präsentiert. Rundgänge mit Expert:innen, kreativ­ erforschende Workshops, Lesungen, musikalische und performative Interventionen sowie offene Diskussionsforen eröffnen an verschiedenen Standorten in Brandenburg Räume für Austausch, Sensibilisierung und Erinnerungsarbeit.

Begleitendes Workbook „Dunkelgold“

Parallel dazu entsteht die aktivierende und Zugänge schaffende Publikation „Dunkelgold“ der Autorin und Illustratorin Patricia Vester. Das Workbook zu Schwarzen Biografien ist der Aufarbeitung von Geschichte rund um die Schlösser gewidmet und legt die Beteiligung Brandenburgs am Versklavungshandel offen. Es stützt sich auf den aktuellen Forschungsstand und gibt Einblicke in die Berufsfelder Kunsthistoriker:in, Kurator:in, Künstler:in / Interventionsgestalter:in sowie Kunst­vermittler:in. Eingebettet in eine sensibel einführende Parabel zeigt das Workbook Aktionsfelder auf, bietet einen Audiobeitrag und liefert Anregungen für eigene Skizzen.

Weitere Informationen zur Auftaktveranstaltung am 30. März

Brandenburg Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte: Signale der Macht. Nauen, Kamina, Windhoek

Künstlerin Tuli Mekondjo vor der Großfunkstation Nauen
Künstlerin Tuli Mekondjo vor der Großfunkstelle Nauen, Foto: Kristina Tschesch

Die Ausstellung, die am 15. Mai 2025 eröffnet wird, beleuchtet erstmals die Rolle der Telekommunikationstechnologie als koloniales Machtinstrument.

Im brandenburgischen Nauen steht die weltweit älteste noch aktive Großfunkstation. 1914 gehörte sie mit den Funkstationen in Kamina (Togo) und Windhoek (Namibia) zum Vorzeigeprojekt des Deutschen Kaiserreiches, das mit dem Ausbau eines globalen Kommunikationsnetzes seinen technologischen Führungsanspruch etablieren wollte. Das „Großfunknetz“ als globales Machtinstrument sicherte dabei auch die Vormachstellung in den Kolonien.
„Signale der Macht. Nauen, Kamina, Windhoek“ lädt dazu ein, die bis ins Heute wirkenden Dynamiken zwischen Kommunikationstechnologie und Macht nachzuvollziehen.

Künstlerische Perspektiven

Drei für diese Ausstellung konzipierte Positionen der Künstler:innen Tuli Mekondjo (Namibia), Madjé Ayité (Togo) sowie von Frederike Moormann und Angelika Waniek (Deutschland) bieten unterschiedliche Anknüpfungspunkte für eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Drei Erzählfilme und eine Archivwand mit teils unveröffentlichtem Material ordnen die historische Dimension ein.

Weitere Informationen zur Ausstellungseröffnung

Brandenburgisches Literaturbüro: "Krauses Geheimnis" – Ein Teltower Feinkosthändler zieht in den Urwald von Michigan

Das Brandenburgische Literaturbüro zeigt eine Ausstellung über das Migrationsschicksal der Familie Krause, das exemplarisch für die Erlebnisse von Millionen Emigrant:innen aus Europa im 19. Jahrhundert steht. Präsentiert werden Fotografien, Zeichnungen, Dokumente, zeitgenössische Publikationen, Flugblätter und die Originalbriefe, die August Krause aus seinem Blockhaus in Tittabawassee ab 1855 an die Familie in Teltow und Berlin geschickt hat.

Im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 18. Juni 2025 liest der Sprecher Frank Arnold aus den Briefen des Auswanderers August Krause an seine Familie (1855-1859).

Zu sehen sein wird die Ausstellung ab Sommer 2025 in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und anschließend im Museum für Stadtgeschichte in Teltow.

Weitere Informationen zur Ausstellungseröffnung

Wegemuseum Wusterhausen: Ein Thron aus Kamerun – Die Abenteuer des Dr. Ipscher

Bild eines kleinen Throns aus Holz mit Schnitzereien.
Foto: ©Kevin Fuchs

Das Wegemuseum bewahrt den Nachlass des in Wusterhausen gebürtigen Militärarztes Dr. Georg Ipscher, der von 1900 bis 1902 in Kamerun als Kolonialarzt der „kaiserlichen Schutztruppe“ tätig war. Rund 50 Fotos aus Kamerun, ein für ihn geschnitzter Thron und weitere Dokumente werden in einer Ausstellung ab dem 20. September 2025 des Wegemuseums präsentiert. Ergänzt wird die Schau durch Zeugnisse der Familiengeschichte, die auf Salzburger Exilanten und Hugenotten zurückgeht. Nach seiner Rückkehr aus Kamerun übergab Dr. Ipscher seine ethnologische Sammlung dem Lindenmuseum Stuttgart, nicht ohne vorher eine Ausstellung in seiner Heimatstadt zu organisieren. Er war zeitlebens von Afrika fasziniert und kommunizierte dies auch in seiner Heimat, wenn auch aus kolonialer und militärischer Sicht.

Aufarbeitung des kolonialen Erbes

Das Wegemuseum erhielt den in Wusterhausen verbliebenen Rest der Sammlung, darunter bisher unbekannte Kartenskizzen von Douala, der ehemaligen Hauptstadt und Verwaltungssitzes der deutschen Kolonialtruppen. Die Ausstellung setzt die Exponate in Bezug zur Geschichte Kameruns.

Weitere Informationen zur Ausstellungseröffnung