querfeldein Podcast
Ein Blogbeitrag zur Live-Aufnahme des querFELDein-Podcasts im Rahmen der Werkstattausstellung „MORGEN in Brandenburg.Werkstatt für Zukünfte„
Wie sieht die Landwirtschaft in Brandenburg 2050 aus?
Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Verstädterung, weltweites Bevölkerungswachstum, die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine …
Welchen Einfluss haben aktuelle Ereignisse und globale Zukunftstrends auf die Landwirtschaft in der Region Berlin/Brandenburg?
Am 17. Mai 2022 lud der querFELDein-Podcast zu einer Podiumsdiskussion mit Live-Aufnahme in die Ausstellung „MORGEN in Brandenburg. Werkstatt für Zukünfte“ in Potsdam ein. Zu Gast auf dem Podium waren Prof. Monika Schreiner vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ), Prof. Thomas Weith (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und Prof. Johannes Isselstein (Universität Göttingen). Die Moderatorinnen des querFELDein-Podcasts Julia Lidauer und Sibylle Krickel diskutierten mit ihnen über Ernährung der Zukunft, nachhaltige Landwirtschaft und Tierhaltung und darüber, wie Landnutzungskonflikten in der Region vorgebeugt werden kann.
Klimawandel und Dürre
Der Klimawandel mit Phänomenen wie Dürre und sinkenden Grundwasserspiegeln sowie eine abnehmende Artenvielfalt von Flora und Fauna machen sich bereits jetzt in der Region Berlin/Brandenburg bemerkbar. Etwa 40% der Böden in Brandenburg sind von Bodenerosion, also der Abtragung fruchtbarer Erde durch Wind, bedroht. Der Klimawandel und zunehmende Dürre verstärken dieses Problem; die Fläche der fruchtbaren Böden wird kleiner. Die drei Podiumsgäste waren sich einig: die Landwirtschaft muss in Zukunft nachhaltiger werden, Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität müssen geschützt werden. Vielfalt auf dem Acker statt großer Monokulturen, eine regionalere Lebensmittelproduktion, sowie neue Anbaumethoden und digitale Tools können dazu beitragen, die Qualität unserer Ackerflächen zu erhalten.
Bauland vs. Ackerfläche
Gesellschaftliche Entwicklungen, wie der Trend zum Leben in der Stadt und in kleineren Ein- oder Zweipersonenhaushalten sorgen in unserer Region für steigenden Bedarf an Bauland. Wenn allerdings etwa Acker- oder Grünflächen für den Bau von Wohngebäuden, Gewerbeflächen und Verkehr genutzt werden, kann das zu Konflikten zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen, wie der Bevölkerung, Wirtschaft, Naturschutz oder Tourismus führen. Ein anderes Konfliktfeld ist die Energieerzeugung mit Windkraft- oder Photovoltaikanlagen im ländlichen Raum. Prof. Thomas Weith vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) erarbeitet im Projekt „ReGerecht“ aus der BMBF-Förderrichtlinie „Stadt-Land-Plus“ Ansätze, Interessenskonflikte dieser Art in Städten, im städtischen Umland und im ländlichen Raum auszugleichen. Prof. Weith rät im Podcast dazu, genauer auf gesellschaftliche Trends zu schauen: während beispielsweise der Zuzug nach Berlin nicht abreißt, entdecken gleichzeitig viele Städter das Land wieder. Die Regionalplanung könne diese Entwicklung positiv unterstützen, wenn sie alle Interessengruppen von Beginn an in Infrastrukturprojekte einbeziehe.
Prof. Monika Schreiner vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) koordiniert das Projekt „Food4Future“, ein Konsortium des BMBF-Förderschwerpunkt „Agrarsysteme der Zukunft“. Sie erforscht, welche Nahrungsmittel in der Zukunft unseren Speiseplan bereichern können. Im Podcast plädiert sie für mehr Abwechslung: eine zukunftsfähige, größtenteils pflanzenbasierte Ernährung, könnte in Zukunft mit alternativen Proteinquellen wie Insekten, aber auch Produkten aus Algen, Quallen oder Salzpflanzen ergänzt werden. Zwar werde eine zukunftsfähige Ernährung vorrangig pflanzenbasiert sein, dennoch werde man nicht gänzlich auf Fleisch oder Milchprodukte verzichten müssen. Die Vision des Projekts „Food4Future“ sieht außerdem einen höheren Grad an regionaler Selbstversorgung vor: es sei sogar denkbar, dass die Nahrungsmittelproduktion künftig vermehrt in die Stadt verlegt wird.
Prof. Johannes Isselstein von der Universität Göttingen beschäftigt sich mit der nachhaltigen Nutzung von Grünland als Weideland. Als Koordinator des Forschungsprojekts „GreenGrass“, ebenfalls angegliedert in den „Agrarsystemen der Zukunft“, arbeitet er an digitalen Zäunen, mit denen Weidewirtschaft einfacher umgesetzt werden kann. Wenn sich Kühe oder andere Weidetiere auf der Weide satt fressen, ist das eine besonders artgerechte und nachhaltige Form der Tierhaltung, die keine Ackerflächen zur Futtererzeugung in Anspruch nimmt. Mit dem Weidegras können Futterressourcen und Flächen genutzt werden, die für die menschliche Ernährung ungeeignet sind. Gleichzeitig können mit einer gut geplanten Weidehaltung auch ökologische Ziele, wie der Schutz der Artenvielfalt von Wildkräutern und Insekten erreicht werden. Dieses Projekt ist eines der Beispiele dafür, wie die Digitalisierung Landwirtinnen und Landwirte dabei unterstützen kann, Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten.
querFELDein-Podcast - „Wie sieht die Landwirtschaft in Brandenburg 2050 aus?“ Teil 1:
querFELDein-Podcast - „Wie sieht die Landwirtschaft in Brandenburg 2050 aus?“ Teil 2:
Die Forschungsprojekte der Podiumsgäste:
Über den querFELDein-Podcast
Der querFELDein-Podcast ist der Wissenschaftspodcast zur Landwirtschaft der Zukunft. Hier kommen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis zu Wort und sprechen über Ihre Ideen von der Landwirtschaft von morgen.
Wie sieht ein klimafreundlicher Speiseplan aus? Was tun gegen Dürren und Trockenheit in Deutschland? Was leistet der Ökolandbau? Welche neuen Technologien gibt es? Warum verschwinden unsere Insekten? Was kann ich selbst mit meinem Einkaufs- und Ernährungsverhalten verändern? Und vieles mehr.
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Die Online-Wissensthek „querFELDein“ bündelt Fakten, News und Ideen rund um die Landwirtschaft der Zukunft. Sie bringt dabei Perspektiven aus Forschung, Praxis und Gesellschaft zusammen und lädt zum Dialog ein.