
Velten hat Berlin lange gewärmt und schmückt es bis heute
Vom 21. November 2021 bis zum 31. März 2022 zeig eine neue Ausstellung im Ofen- und Keramikmuseum Velten Arbeiten junger Künstler:innen der Muthesius-Kunsthochschule Kiel, die sich ein jahr lang künstlerisch mit der industriekulturellen Bedeutung der Stadt Velten auseinandergesetzt haben.
Velten war einst die bedeutendste Ofenkachelstadt des Deutschen Reiches. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts produzierten die 36 Kachelofenfabriken allein 100.000 Kachelöfen für den Berliner Markt. Tausende Arbeiter:innen schufteten von früh bis spät, um aus den reichlichen Tonvorkommen den beliebten Kachelofen zu produzieren. Die industriekulturelle Bedeutung Veltens steht außer Frage, doch was ist davon nch geblieben?der
Die Zukunft der industriekulturellen Vergangenheit Veltens

Seit 2019 haben sich Studierende der Klasse freie Kunst und Keramik an der Muthesius-Kunsthochschule Kiel mit der industriekulturellen Vergangenheit der Ofenstadt Velten auseinandergesetzt. Welche Bedeutung hatte Velten? Wie haben die Menschen die Arbeit in den Fabriken erlebt? Was haben sie nach der Arbeit mit nach Hause genommen? Die künstlerische Auseinandersetzung hat verschiedene Assoziationen erzeugt. So finden Besucher:innen mitten in einer der ehemaligen Werkshallen der Ofenfabrik A.Schmidt, Lehmann & Co. ein Bett, das zum Ausruhen einlädt. Über die Installation »Ruheraum« von Kathleen Lindner können sie dann nachhören, was vom Tage im Kopf der Industriearbeiter:innen übrig blieb, welche Geräusche sich Tag für Tag in die Köpfe und Erinnerungen gegraben haben müssen. Das Rattern und Knattern der Maschinen hat bei den Studierenden bleibenden Eindruck hinterlassen.
Velten schmückt Berlin

Die Ofenstadt Velten ist aber nicht nur bekannt für die Hunderttausenden Kachelöfen, die im 19. und 20. Jahrhundert in den kunstvollsten Ausschmückungen in alle Welt exportiert wurden. Velten ist auch heute noch vielerorts sichtbar, so zum Beispiel im U-Bahnhof Rosenthaler Platz in Berlin, wo Tausende Keramikfliesen in den verschiedensten Orange-Tönen die rastlosen Berliner:innen und Tourist:innen empfangen. An über 120 Orten in Berlin finden sich noch heute baukeramische Zeugnisse, die in Velten entstanden sind. Architektonische Kleinode, die im Alltag gern übersehen werden, wurden von den Studierenden gesammelt und in einem umfangreichen Baukeramikführer für Berlin zusammengefasst. Der Titel »Umsonst & Draußen« ist dabei durchaus ernst gemeint. Mit Hilfe der handlichen Begleitproschüre können Sie wahre Besonderheiten in Berlin entdecken.
Der Untertitel der Broschüre »aus dem Homeoffice« mag dabei ein wenig verwundern. Doch während der Pandemie war es den Studierenden nicht möglich vor Ort und in Archiven umfangreich zu recherchieren. Diese Recherchen sollten nämlich in keramische Arbeiten einfließen, die in den Ateliers der Kunsthochschule entstehen sollten. Daraus wurde leider nichts. Sie mussten sich mit dem heimischen Arbeitsplatz zufrieden geben. Dort sind über 100 Streichholzschachtel große Miniaturen der baukeramischen Zeugnisse entstanden, die alle noch bis zum 31. März 2022 in Velten ausgestellt werden.
Ihr Besuch
Die Doppelausstellung »Disappearance & Reconstruction« und »Umsonst & Draußen« im Ofen- und Keramikmuseum Velten freut sich auf Ihnen Besuch.
Laufzeit 21. November 2021 – 31. März 2022
Öffnungszeiten Di – So 11-17 Uhr
Eintritt 5 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
Ort Ofen- und Keramikmuseum Velten, Wilhelmstraße 32/33, 16727 Velten
Zur Ausstellung sind zwei Broschüren erschienen, die Sie im Museumsshop erwerben können. Und sollten Sie noch etwas schönes zu Weihnachten suchen, so werden Sie auch dort fündig.