Natalie Kronast von Fröbel gGmbH
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Natalie Kronast: Wir brauchen Netzwerke!

Ein Gespräch mit Natalie Kronast, Leiterin der Abteilung Engagementförderung Kulturelle Bildung und Kooperation bei Fröbel Bildung und Forschung gGmbH zum Netzwerk KinderKulturWelten Lausitz.

Das Netzwerk KinderKulturWelten Lausitz wird im Rahmen des Landesförderprogramms „Kulturelle Teilhabe und Partizipation“ (2021 – 2023) mit einer Strukturförderung gefördert.

Das Interview führte Jana Kühn am 21.November 2023.

 

Mögen Sie die Kinderkulturwelten Lausitz vorstellen. Wie war die Vision, mit der Sie eingestiegen sind? Was sollte dieses Netzwerk können?

Die Vision ist tatsächlich vielschichtig. Wir haben das große Ganze im Blick und möchten das Potenzial frühkindlich ästhetischer, kultureller Bildung so auszuschöpfen, dass sie in den Kindertageseinrichtungen und Familien gestärkt wird. Wir möchten in diesem Netzwerk möglichst viele Mitstreiter:innen finden, damit die Relevanz – vor allem eben die große Chance von kultureller Bildung im frühen Kindesalter – in die Region hineinstrahlt. Es reicht nicht, punktuell Maßnahmen zu fördern und immer wieder auf die Suche zu gehen, sondern wir brauchen dieses Netzwerk, damit wir uns gemeinsam verständigen.

Das Netzwerk KinderKulturWelten versucht Kinder, Eltern, Fachkräfte in Kitas und Künstlerinnen der Lausitz zu verbinden. Wie gelingt das mit diesen verschiedenen Generationen, mit den vielfältigen Hintergründen? Wie gelingt das auf Augenhöhe?

Das gelingt auf nur Augenhöhe und wenn alle bereit sind, sich auf die jeweils anderen einzulassen. Tatsächlich ist das von vornherein nicht immer selbstverständlich so gegeben. Wir alle haben unterschiedliche institutionelle Kontexte. Wir haben auf der einen Seite die Institution Kita. Wir sind ein Kita-Träger. Wir haben auf der anderen Seite Kultureinrichtungen. Und wir haben zunächst ganz verschiedenen Personengruppe im Blick. Das heißt, der erste Schritt war Räume zum Kennenlernen zu schaffen ohne vorgefertigte Ideen mitzubringen. Mit der dreijährigen Förderung hatten wir die Chance auf einen offenen Prozess und alle sollten aus diesem gemeinsamen Diskurs Kraft bekommen.

Welche neuen Perspektiven habt ihr dafür eingenommen?

Uns war wichtig, dass wir uns nicht immer nur den Kinderblick zu eigen oder sofort die pädagogische Brille sofort aufsetzen. Zum Beispiel haben wir auch den Pädagog:innen und den Familien ermöglicht, für sich selbst künstlerische Zugänge zu bekommen. Wir haben Teamtage gestaltet, wo alle einfach selbst Lust bekommen haben, die Kultur in der Stadt zu entdecken. Dies geschah ohne Druck zeitgleich zu erarbeiten, wie ich das den Kindern vermitteln kann. Ziel war eine Sensibilisierung für das Thema, für die jeweils anderen.

 

Kinder Kultur Welten Projekt
© FRÖBEL e.V

KinderKulturWelten

Der Strukturwandelprozess in der Lausitz und ein Netzwerk in den ländlichen Räumen zu schaffen bringt Herausforderungen mit sich. Was sind Ihre Erfahrungen? 

Wir haben das Projekt ja nicht irgendwo in irgendeinem Raum angesiedelt, sondern sehr bewusst aus eben aus diesen Gründen in der Lausitz mit Senftenberg bzw. Cottbus, wo auch unsere Kitas liegen. In der Kulturellen Bildung steckt so viel verbindende Kraft. Natürlich merken wir in den Kindergärten vor Ort die herausfordernde Familiensituation. In unseren Einrichtungen haben wir unterschiedliche Familien. Und ja, es gibt große soziale Unterschiede. In einer Einrichtung haben wir einen immens hohen Anteil von Kindern, deren Mütter aus der Ukraine geflüchtet sind. Herausforderungen spüren wir aber auch durch Corona. Und, das ist ja auch kein Geheimnis, mit den erstarkenden rechtsnationalen und rechtsradikalen Bewegungen.

Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen gemeinsam?

Auch im ländlichen Raum gibt es logischerweise viele kulturelle Angebote. Es gibt Bibliotheken als wichtige Akteure sowie freie Kunstvereine. Die Neue Bühne Senftenberg als überregional bedeutende Kulturinstitution hatte uns gesagt, wir würden gerne, aber aus finanziellen Gründen können wir gar nicht so umfassend kooperativ zusammenzuarbeiten, wie ihr das wünscht. Das verdeutlicht gleichzeitig sehr enge Spielräume. Mit freien Künstler:innen ist uns das gelungen. Nochmal zur Vision: Ziel des Netzwerks soll es sein, durch diese Verbindungen eine gemeinsame Kraft zu entwickeln. Es ist noch im Werden, dass wir uns wirklich als Netzwerk verstehen, dass wir auch eine gemeinsame Sprache entwickeln, dass wir gemeinsam die Politik adressieren. Da sind wir noch ein bisschen entfernt, aber auf einem guten Weg.