Prof:in Dr:in Kiwi Menrath: Netzwerke als Wissenscommunities

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Initiative Cottbus Postkolonial und Postsozialistisch

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Im Interview

Selbstbeschreibung der AG Kulturelle Bildung im Strukturwandel Lausitz

In Transformationsprozessen kann Kulturelle Bildung für individuelle wie für gesamtgesellschaftliche Veränderungen im Sinne einer vielfältigen, demokratischen Gesellschaft eine Unterstützung sein. Dazu hat sich seit Anfang 2021, auf Initiative des Fachgebiets Medienpädagogik: Ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit (Kiwi Menrath) und von Claudia Arndt (BTU Cottbus-Senftenberg) eine Arbeitsgruppe formiert, die aus Personen und Institutionen aus Praxis und Wissenschaft besteht. Das Ziel der Teilnehmenden ist es, sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und neue Impulse für die eigene Arbeit zu bekommen. Im Rahmen der AG werden verschiedene Themen bearbeitet, aktuell sind es folgende: Wie können Kulturelle Bildung, Kunst und Kultur Bottom-up-Prozesse in der Transformationsregion unterstützen? Welche Rolle spielen hier Utopien aus den Künsten, digitale Pionier*innen und kulturelle Bildungsanlässe mit Kunst und Medien?

Interview mit Prof:in Dr:in Kiwi Menrath (Mitbegründerin der AG Kulturelle Bildung im Strukturwandel Lausitz) am 15.11.2023.

Das Interview führte Jana Kühn im Rahmen der Evaluation „Gelingensbedingungen von kultureller Bildung in ländlichen Räumen Brandenburgs 2022/23“

Wie hat sich die AG Kulturelle Bildung im Strukturwandel gegründet? Begreift ihr euch selbst als Netzwerk?

 

Die AG Kulturelle Bildung im Strukturwandel Lausitz wurde initiiert im Herbst 2020 von Claudia Arndt und mir an der BTU Cottbus-Senftenberg. Wir haben gemeinsam Kulturschaffende aus der Region und die verschiedensten Mitarbeitenden der BTU, die sich mit Kultureller Bildung beschäftigen, angesprochen. Daraus hat sich erstmal eine lockere Arbeitsgruppe entwickelt, die sich mit dem Strukturwandel in der Lausitz beschäftigt und vor allem amit, wie die Kulturelle Bildung diesen Strukturwandel begleitet, bzw. was der Strukturwandel für die Kulturelle Bildung in der Region bedeutet. Die AG hat sich dann die Aufgabe gestellt die Tagung „Utopia Kulturelle Bildung“ zu organisieren, in der die Kulturellen Bildungsaktivitäten in der Lausitz sichtbar werden und sich die verschiedenen Akteur:innen vernetzen können. Seitdem sind wir weiterhin eine offene Gruppe, die sich jetzt neuen Themen widmen wird. Wer mit machen möchte ist gerne willkommen.

 

Was hat die Konferenz „Utopia Kulturelle Bildung“ mit euch gemacht? Was hat sich damit verändert oder eingestellt und was hat euch bestärkt in euren Anliegen? Welche Themen wären wichtig für die Zukunft anzufassen?

 

Bestärkt hat uns an der Tagung auf jeden Fall der Diskurs und der Fortbildungen. Wir haben gezeigt, dass es sehr viele engagierte Kulturschaffende in der Lausitz gibt, die auch gerne Vernetzungsangebote annehmen. Es gibt eine große Aktivität hier in der Lausitz kulturell und für Kulturelle Bildung speziell. Wir haben auch viele Rückmeldungen zum Fortbildungstag bekommen, die besagten, dass wir dringend Fortbildung vor Ort, hier in der Region brauchen. Wir hatten sechs verschiedene Workshop-Angebote, die alle sehr gut besucht waren.

 

Peer-Learning und Coaching

Workshop Digitale Tools für Musik

Ist die AG Kulturelle Bildung im Strukturwandel so eine Art „Umsetzungsorgan“ zu Euren Forschungen? Die Forschung ist das Wissen generieren, analysieren, evaluieren und die AG ist wie so eine Art Motor, der in die Praxis wirkt?

 

Es geht hier nicht vornehmlich um die Übersetzung von Forschungsergebnissen, sondern um die Artikulation von Erfahrungen die Kulturschaffende in der Region gemacht haben, die sagen: Vernetzung ist super wichtig, gerade wenn wir so verstreut sind, städtisch und ländlich. Natürlich fließen hier auch unsere Forschungserfahrungen ein – Claudia Arndts Ergebnisse aus der Forschung bei FaKuBi (Felder und Akteur:innen Kultureller Bildung in ländlichen Räumen), und meine Erfahrung aus der Weiterbildungsforschung in der Kulturellen Bildung: Für Kulturpädagog:innen ist Weiterbildung immens wichtig, um sich fortlaufend neue Methoden anzueignen, aber vor allem um die eigene Praxis kritisch zu reflektieren und sich gegenseitig kollegial zu beraten. Wir brauchen auch eine diskriminierungskritische Reflexion unserer individuellen Ansätze und Methoden in der Kulturellen Bildung, damit echte Demokratieförderung und Teilhabe durch Kulturelle Bildung möglich wird. Eine solche Professionalisierung, kostet Kulturpädagog:innen Ressourcen – Zeit und leider meistens auch Geld, das Kulturschaffende in der Regel nicht übrig haben. Auch die Zeit fehlt, um bswp. nach Potsdam zu einer Fortbildung zu fahren.  Weiterbildungen sind aber wichtig für ihre Professionalisierung und Praxisreflexion.

 

Netzwerken werden ganz große Bedeutung für das Gelingen von Kultureller Bildung zugeschrieben. Was ist die besondere Bedeutung von Netzwerken in dem Raum, indem du dich befindest und arbeitest, hier in der Lausitz, für dich?

 

Ich denke, dass beim Netzwerken „Peer-Learning“ eine wichtige Rolle spielt: Netzwerke des kollegialen Austauschs über neue Ansätze, Techniken und Medien, um am Puls der Zeit zu bleiben. Außerdem geht es hier um gegenseitiges Coaching und darum, die eigene Arbeit zu reflektieren – sei es in der Rolle als Pädagogin oder als Unternehmerin bzw. Selbstständige. Das sind beides Aspekte, die im Feld der Kulturellen Bildung eine Rolle spielen: Was ist mein pädagogischer und mein ästhetisch-künstlerischer Ansatz, aber auch wie finanziere ich eigentlich meine Arbeit? – Für mich bilden sich durch Netzwerke Wissenscomunities.

 

Wenn ihr als AG Kulturelle Bildung im Strukturwandel einen Wunsch an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg richten könntet. Was würdet ihr euch wünschen?

 

Eine strukturelle Förderung von Weiterbildungsangeboten in der Region Lausitz könnte die Basis schaffen, damit Kulturelle Bildner:innen sich diesen wichtigen Professionalisierungsprozess leisten können. Wir wünschen uns auch eine Beteiligung in den Prozessen zur Entwicklung von Förderlinien oder neuen Themen – hier Kulturschaffende einzubeziehen, die explizit Kulturelle Bildung machen und damit die eigentliche Kulturarbeit in der Breite leisten.

 

Haben die Regionalkonferenzen des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg etwas in diese Richtung gebracht? Eine war auch in eurer Region. Ist das schon das Mittel der Wahl?

 

Ja, ich denke, die Regionalkonferenzen sind gut. Es lag nicht besonders viel Fokus auf der Kulturellen Bildung, sondern es geht eben meistens um Kultur und Kulturwirtschaft. Kulturelle Bildung in der Breite ist da eigentlich selten Thema und ich würde mir schon wünschen, dass das auch einfach mal Thema ist von so einer Regionalkonferenz, ganz grundlegend.