Orangerieschloss im Park Sanssouci / Fachhochschule Potsdam
Klima – Landschaft – Kunst
In Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Universität der Künste Berlin
Kulturelle Bildung im Anthropozän
Die Veränderungen des Klimas wirken sich nicht nur auf Ökosysteme, Landschaften und menschliche Lebensbedingungen aus, sondern stellen auch unser Verständnis von Natur infrage, das für die Natur- und Geisteswissenschaften, die Pädagogik und Kunst der westlichen Welt bisher leitend war. Das Bewusstsein, „auf einem beschädigten Planeten“ zu leben, rückt Natur – jenseits ihres Charakters als Ressource für menschliche Zwecke – als Mitwelt des Menschen in den Blick.
Wenn die Klimakrise also mit einem Prozess der Veränderung von Weltbildern einhergeht – was bedeutet das für die Kulturelle Bildung? Welche Konzeptionen des Verhältnisses von Mensch und Natur liegen ihren bewährten Prämissen zugrunde? Reicht das Konzept von Nachhaltigkeit als Wert und Zielsetzung aus oder brauchen wir eine grundlegende Neuformatierung von Begriffen und eine veränderte Praxis? Wie kann die anstehende Transformation durch künstlerisch-pädagogische Praktiken mitgestaltet werden?
Diesen Fragen geht die Fachtagung in einer Keynote, in Gesprächen mit Expert:innen und praktischen Panels nach und fragt nach der Ausgestaltung einer Kulturellen Bildung im Zeitalter des Anthropozäns.
Programm
Donnerstag 19.9.2024 am Orangerieschloss im Park Sanssouci
13.00 bis 13.30 Uhr – Eröffnung und Einführung
- Silke Hollender, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
- Karin Kranhold, Plattform Kulturelle Bildung Brandenburg
- Nicola Lepp, Fachhochschule Potsdam
- Ute Schlegel-Pinkert, Universität der Künste Berlin
13.30 bis 14.30 Uhr – Keynote
Kulturelle Bildung im Anthropozän: Wege des Lernens in einer verletzlichen Welt
Oktay Bilgi, Erziehungswissenschaftler, Universität Köln
15.00 bis 16.15 Uhr – Workshops und Führungen I
- „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“
Führung durch die Open-Air-Ausstellung im Park Sanssouci durch Expert:innen der SPSG - Kunstwiese Park Sanssouci. Zeichnen und Malen für Alle!
Workshop mit Annette Paul, Künstlerin - stoff&wert – no ethical climate diplomacy no more
Interaktive Installation mit Hannes Brunner, Bildhauer; Marina Resende, Kulturwissenschaftler und Jakob Wirth, Soziologe - Sinneswandel – Sensorische Erkundungen draußen
Forschungsspaziergang mit Katja Münker, Feldenkrais-Lehrerin und Choreografin - Wir treffen uns im Garten: Über Götterbäume, den Baum des Lebens und weitere Verwandtschaften
Walkshop mit Sina Ribak, Forscherin der Ökologie und Kunst
16.15 bis 16.45 Uhr – Pause. Kaffee und Kuchen am Coffee-Bike
16.45 bis 18.00 Uhr – Workshops und Führungen II
18.00 bis 20.00 Uhr – Kulinarischer Austausch mit musikalischer Performance
HUMMUSTOPIA #LECKER STREITEN
Mit Avraham Rosenblum, Kulturproduzent und Erik Leuthäuser, Musiker
Mehr Infos zu den Workshops und Führungen I und II
1. Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können
Führung durch die Open-Air-Ausstellung mit Expert:innen der SPSG
Treffpunkt: Am Orangerieschloss im Park Sanssouci
Die Führung gibt einen Überblick zur Open-Air-Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“. In der Ausstellung werden die deutlichen Auswirkungen des Klimawandels auf den Park Sanssouci, aber auch die Lösungsansätze aus der Gartenabteilung vorgestellt. Darüber hinaus geben die auffälligen rot-pinken Ausstellungsstationen auch Anregungen, wie man den ökologischen Handabdruck vergrößern kann – also wie man sich gemeinsam mit anderen Menschen für den Klimaschutz engagieren kann.
2. Kunstwiese Park Sanssouci Zeichnen und Malen für Alle!
Workshop mit Annette Paul (Künstlerin)
Treffpunkt: Wiese unterhalb des Orangerieschlosses im Park Sanssouci
Alle Teilnehmenden sind herzlich eingeladen, ihrer Kreativität auf der Kunstwiese freien Lauf zu lassen. Die vielfältigen Parkanlagen mit ihrem wunderschönen, aber auch durch den Klimawandel geschwächten Baumbestand bieten eindrucksvolle Motive für selbst geschaffene Kunstwerke. Den Teilnehmenden wird hochwertiges Mal- und Zeichenmaterial gestellt und auf Wunsch unterstütz sie eine Künstlerin beim künstlerischen Tun.
3. stoff&wert - no ethical climate diplomacy no more
Interaktive Installation mit Hannes Brunner (Prof. für Bildhauerei i. R.), Marina Resende (Kulturwissenschaftlerin) und Jakob Wirth (Soziologe und Künstler)
Treffpunkt: Am Orangerieschloss im Park Sanssouci
Ein Kubus gepressten Plastiks wird als Trophäe feilgeboten. Vor vielen Jahren hat er den Weg zur Entsorgung nicht geschafft und ist auf einer inoffiziellen Deponie gelandet. Er ist nun Prunkstück einer Reise in die Vergangenheit und in die Zukunft. Seine Schönheit kann inspiziert werden. Über einen Gerüststand, ähnlich einem Security check-in, wird er häppchenweise angeboten zum Preis von 94 cents/Kilo, was den Steuerzahlern für Recyclinggebühren vorher abgenommen wurde. Ein Tauschhandel kommt zustande, bei dem im Prozess beide Seiten einer Medaille besprochen werden.
4. Sinneswandel – Sensorische Erkundungen draußen
Forschungs-Spaziergang mit Katja Münker (Choreografin & Feldenkrais-Lehrerin)
Treffpunkt: Am Orangerieschloss im Park Sanssouci
Indem wir etwas berühren, werden wir gleichzeitig von etwas berührt. In dieser unmittelbaren Verwobenheit offenbart sich das fragile Potenzial des Lebendigen. Auf diesem Spaziergang erkunden wir, wie Bewegen und Wahrnehmen ein eigenes Erfahrungswissen hervorbringen. Und wir fragen, wie dieses Wissen förderlich in die Pflege und Gestaltung unseres eigenen Daseins und in unsere Beziehungen mit der mehr-als-menschlichen Welt einfließen kann.
5. Wir treffen uns im Garten. Über Götterbäume, den Baum des Lebens und weitere Verwandtschaften
Walkshop mit Sina Ribak (Forscherin der Ökologie und Kunst)
Treffpunkt: Am Orangerieschloss im Park Sanssouci
Pflanzen sind Lebewesen. Oder Materialität? Wenn Unabsichtliches zur Bedrohung des Lebens auf der Erde wird, ist es an der Zeit, unser Naturverständnis zu verlernen. Der Boden, Bakterien, Bäume, Menschen und deren Wissen sind Teil des Walkshops. Mithilfe biologischer Erkenntnisse und kreativer Methoden untersuchen wir, inwieweit ihre Verwandschaftsverhältnisse den menschgemachten, von der Hitze gestressten Garten formen. Die Beobachtungen besprechen wir im Rahmen alternativer Anthropozän-Konzepte, die versuchen, das Wissensgefälle zwischen Disziplinen zu überwinden.
Hummustopia #LeckerStreiten
Kulinarischer Austausch mit musikalischer Performance für alle im Plenum
Mit Avraham Rosenblum, Kunstproduzent und Erik Leuthäuser, Musiker
Dieses Projekt bietet einen Raum gegen Polarisierung und Schwarz-Weiß-Diskussionen. Unbekannte teilen eine Mahlzeit an einem Popup-Imbiss im öffentlichen Raum und diskutieren über ein kontroverses Thema. Dies schafft den Rahmen für eine konstruktive Debattenkultur, der Menschen einlädt, sich kulinarisch, philosophisch, menschlich und künstlerisch zu begegnen – und dabei hoffentlich zu merken, dass wir uns näher sind als fremd.
Freitag 20.9.2024 in der Fachhochschule Potsdam, Haus D, Raum 011
9.00 bis 9.30 Uhr – Ankommen
9.30 bis 10.45 Uhr – Gesprächsrunde I
RESONANZ UND SCHÖNHEIT
Der Park als ein von Menschen in einer bestimmten Epoche nach ihren ästhetischen Vorstellungen gestalteter Raum soll als Kulturerbe erhalten werden. Und doch sind – insbesondere durch die Folgen des menschengemachten Klimawandels – Veränderungen des Parks unausweichlich. Wie wichtig ist uns das kulturelle Erbe eines Parks aus dem 18. Jahrhundert? Gerade der Klimawandel konfrontiert uns mit dem Begriff von Schönheit. Müssen wir hier unsere Vorstellungen erweitern? Wie wirken sich diese Fragen auf die Schnittstellen von Kultureller Bildung bzw. Künstlerischer Forschung und Bildung für nachhaltige Entwicklung aus? Und inwiefern kann uns die gestaltete Natur des Parks berühren?
- Silke Hollender, Referatsleiterin Bildung und Teilhabe, SPSG
- Ute Stoltenberg, Universitätsprofessorin i.R., Fakultät Nachhaltigkeit, Leuphana Universität Lüneburg Fakultät Nachhaltigkeit
- Birgit Schneider, Professorin für Wissenskultur und mediale Umgebung, Universität Potsdam
Moderation: Wanda Wieczorek, Kulturwissenschaftlerin, Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel
10.45 bis 12.00 Uhr – Gesprächsrunde II
RESONANZ UND GERECHTIGKEIT
Ein Ziel Kultureller Bildung im Anthropozän ist es, Menschen für die sie umgebenden Landschaften zu interessieren und dafür zu sensibilisieren, dass Naturräume als Resonanzräume erfahren werden. Doch inwieweit wird dabei reflektiert, dass Landschaften als kulturelle Konstruktionen von menschlichen Weltanschauungen damit auch von Unterscheidungen wie „zugehörig“ und „nicht zugehörig“ geprägt sind? Wie können Projekte Kultureller Bildung die Spannung zwischen der Ausrichtung auf Resonanzfähigkeit einerseits und einem kritischen Bewusstsein für die unterschiedliche Situiertheit der jeweils Beteiligten andererseits vermitteln?
- Micha Kranixfeld, Kulturwissenschaftler Universität Koblenz, Künstlerkollektiv „Syndikat Gefährliche Liebschaften“
- Anthony Owosekun, Gründer und Programmleitung von EMPOCA, Berlin
- Leicy Esperanza Valenzuela, Leiterin House Club am HAU Berlin, Künstlerkollektiv „Pink Valley
Moderation: Ute Schlegel-Pinkert, Professorin für Theaterpädagogik, Universität der Künste Berlin
12.00 bis 13.00 Uhr – Mittagessen (Mensa für Selbstzahler)
13.00 bis 14.15 Uhr – Gesprächsrunde III
RESONANZ UND WISSEN
Die heute allenthalben wahrnehmbare fundamentale ökologische Krise fordert zu einem radikalen Perspektivwechsel in Bezug auf die Stellung des Menschen auf: vom Selbstverständnis des Hauptdarstellers verweisen uns die Bedrohungen, die von den multiplen Krisen ausgehen, auf den Platz von Nebendarstellerinnen. Die Erkenntnis wächst, dass die menschliche Existenz alles andere als gesichert ist.
Was bedeutet diese Veränderung von Selbst- und Rollenverständnissen für die Kulturelle Bildung? Welches Wissen, welche neuen Begriffe, welche Ästhetiken und welche Praktiken gilt es zu entwickeln, wenn Menschen als eine Entität unter anderen in einer gemeinsamen Welt gedacht werden?
- Kathrin Meyer, Kuratorin und Direktorin Museum Sinclair-Haus der Stiftung Kunst und Natur
- Kristine Preuß, Leiterin der Kunstvermittlung, Museum Sinclair-Haus der Stiftung Kunst und Natur
- Manuel Rivera, Soziologe, Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Potsdam (RIFS)
Moderation: Nicola Lepp, Professorin für Kultur und Vermittlung, Fachhochschule Potsdam
14.15 bis 14.30 Uhr – Kaffeepause
14.30 bis 15.30 Uhr – Partizipatives Abschlussgespräch
WAS BRAUCHT KULTURELLE BILDUNG IM ANTHROPOZÄN
Programmflyer
Zielgruppe
Die Fachtagung richtet sich an Wissenschaflter:innen, Kulturvermittler:innen, Akteur:innen der Kulturellen Bildung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung
Veranstaltungsorte
Donnerstag, 19.9.2024
Orangerieschloss im Park Sanssouci
An der Orangerie 3-5
14469 Potsdam
Freitag, 20.9.2024
Fachhochschule Potsdam, Haus D, Raum 011
Kiepenheuerallee 5
14469 Potsdam
Anmeldung
Anmeldung bis 17. 9. 2024 über das Veranstaltungsportal der BKG
Kontakt
Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an das Team der Plattform Kulturelle Bildung Brandenburg. Informieren Sie uns gerne frühzeitig darüber, was wir tun können, um Ihnen die Teilnahme an der Veranstaltung zu ermöglichen.
plattformkb@gesellschaft-kultur-geschichte.de
Die Fachtagung ist eine gemeinsame Veranstaltung der Fachhochschule Potsdam, der Universität der Künste, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und der Plattform Kulturelle Bildung Brandenburg.