Bühne frei für spielende Kinder
Ein Praxistag zur Frühkindlichen Kulturellen Bildung
Es sollte ein Auftakt sein – ein erster Austausch, eine erste Vernetzung: Am 24. August 2022 veranstaltete die Plattform Kulturelle Bildung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte den Praxistag „Achtung, Spielende Kinder – Darstellendes Spiel in der Frühkindlichen Bildung“. Mit Impulsvorträgen, einem Projektrundgang und einem abschließenden Workshop gingen die geladenen Gäste und die teilnehmenden Pädagoginnen im frühkindlichen Bereich der Frage nach, was Darstellendes Spiel im Kindergarten bewirken kann. Und vor allem: Wie lassen sich passende Angebote in den Einrichtungen gestalten?
Unterstützt wurde die Plattform Kulturelle Bildung vom Landesverband Freie Darstellende Künste e.V. sowie der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). „Die Angebote im Bereich der kulturellen Bildung sind oft zu kurz gedacht“, resümierte Luisa Leppin vom Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung bei der DKJS. Deshalb sei es notwendig, nachhaltige und dauerhafte Angebote zu schaffen – und die Akteure stärker miteinander zu vernetzen. Gerade Kinder- und Jugendtheater fehle in Brandenburg, sagte Frank Reich vom Landesverband Freie Darstellende Künste e.V. Für ihn sei dieser Vernetzungstag „ein erster Schritt in die Realität, in die Praxis.“
Schwache stärken und ästhetische Erfahrung für alle
Aber warum braucht es überhaupt Darstellendes Spiel im Kindergarten? Dieser Frage widmete sich Suse Weiße in ihrem Impulsvortrag. Weiße ist Theaterpädagogin und Dozentin an der Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam. Unter anderem leitete sie jahrelang an einer Kita in Berlin Neukölln eine Theatergruppe für Vorschulkinder.
„Mir ist es ein Anliegen, Theater in der Breite mehr zu ermöglichen und durch das gemeinsame Spiel auch Kinder, die sonst in der zweiten, dritten Reihe stehen, oder sprachlich nicht so kompetent sind, zu stärken.“ Aus ihrer Sicht lassen sich gruppendynamische Strukturen einer Kita-Gruppe für eine demokratische Erziehung nutzen – „Alle sind mal der Wolf oder der König“. Darstellendes Spiel ist für sie aber vor allem auch eine „kreative, ästhetische Erfahrung für alle.“
Theater als Gemeinschaftskunst
Auch der Regisseur, Dozent und Theaterpädagoge Horst Lonius findet das kindliche Erlebnis von kreativem Raum und Freiheit entscheidend. Lonius, der an der Universität der Künste Berlin unterrichtet, wies in seinem Vortrag auf „dieses Als-ob-Verhalten“ der Kinder beim Darstellendem Spiel: „Sie erschaffen eine neue, fiktive Wirklichkeit.“ Theater sei eine Gemeinschaftskunst, eine soziale Kunst, um einen Möglichkeitsraum zu eröffnen, in der wir unsere Sicht auf die Welt behandeln.“
Kinder haben, so seine Erfahrung, ein ästhetisches Gefühl, das durch Theaterspiel gestärkt werden kann. Damit bietet Theaterpädagogik bereits in der Frühkindlichen Bildung die Gelegenheit, Kindern nicht nur zu kognitiven Erfahrungen zu verhelfen, sondern eben auch zu „sinnlichen Erkenntnissen“, wie Lonius sagt, zur Aisthetik – über Rollenspiele, Verkleidungen und eine besondere Gestaltung des Raumes.
Für die Teilnehmenden des Praxistages war klar, dass dem Praxistag eine Fortsetzung folgen kann, um noch mehr Akteure zu vernetzen, bereits bestehende Angebote und Ansätze publik zu machen und letztlich das Theaterspiel mit den Jüngsten mehr zu fördern.
Jana Eichler,
Pädagogin in der AWO Kita Kinderhafen am Potsdamer Schlaatz