Videoinstallation: Generation 1975 – Mit 14 ins neue Deutschland

Eine Collage mit mehreren Personen vor einem schwarzen Hintergrund.
© KRRO Film

Ausstellungseröffnung: 2. Oktober 2025 im Brandenburg Museum

Laufzeit: 3. Oktober 2025 – 22. März 2026

Was bedeutet es, mit 14 Jahren die Wiedervereinigung mitzuerleben?
In einer Videoinstallation erzählen neun Menschen aus Brandenburg, Baden-Württemberg, Ost- und Westberlin von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Teilung, dem Mauerfall und dem Neubeginn in einem vereinten Deutschland.

Die „Generation 1975“ zeigt Zeitzeug:innen, die zum Zeitpunkt des Mauerfalls 14 Jahre alt waren – ein Alter, in dem erste politische, moralische und soziale Überzeugungen entwickelt werden und große gesellschaftliche „Narrative“ Einfluss auf die Identitätsentwicklung nehmen. Sie waren alt genug, um die Welt aufmerksam zu beobachten, und jung genug, um noch nicht festgelegt zu sein.

Welche Chancen eröffneten sich plötzlich und welche vertrauten Sicherheiten gingen verloren?
Wie veränderten Herkunft, Prägungen und Möglichkeiten aus Ost oder West den Blick auf das neue Land?
Und inwiefern haben diese unterschiedlichen Startpunkte den weiteren Lebensweg geprägt?

Besucher:innen erwartet ein 55-minütiger Themenfilm sowie vertiefende Einzelinterviews. Im Raum stehen sie den porträtierten Personen direkt gegenüber und erleben das Thema Transformation als multiperspektivische, biografische Erzählung.

Die Installation vermittelt persönliche Erfahrungen, die sich in den gesamtgesellschaftlichen Debatten bis heute widerspiegeln. Chancen, Brüche und Verluste des Zusammenwachsens werden durch die Zeitzeug:innenberichte auf eindrucksvolle Weise erfahrbar.

„Wenn einem ständig erzählt wird, du hast vorher völlig falsch gelebt – dann regt sich Widerstand.“

Zeitzeuge Stefan E. (Ostdeutschland)

“Wir haben eigentlich immer so das Gefühl gehabt, bei uns geht alles gut, wir haben es gut, wir haben ein tolles Leben, wir dürfen, was wir wollen … Es hat Spaß gemacht, im Westen zu leben.”

Zeitzeugin Marion S. (Westdeutschland)

Veranstaltungen

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Workshop zur Videoinstallation

Mitarbeiter stellt Mikrofon für Jugendlichen ein
Workshop der Voltaire-Schule im Brandenburg Museum, Foto: Nadine Redlich

Der begleitende Workshop richtet sich an Schüler:innen ab der Klassenstufe 10.

Ziel und Methode

Um die Erinnerungen der „Generation 1975“ zu reflektieren, werden bis zu acht Videointerviews anhand konkreter Fragen untersucht. Der Workshop folgt dem Prinzip einer multiperspektivischen Geschichtsdidaktik: Sichtweisen aus Ost und West sowie individuelle Erfahrungen werden gegenübergestellt – ohne sie zu vereinheitlichen.

Leitfragen

  • Welche Sichtweisen prägten Ost und West?
  • Welche Hoffnungen und Verluste begleiteten den Umbruch?
  • Was bedeutet es, mit 14 Jahren an einem historischen Wendepunkt zu stehen?

Rollenspiel und Perspektivwechsel

Ausgehend von ausgewählten Interviews schlüpfen die Teilnehmenden in die Rollen der Zeitzeug:innen und diskutieren in einer moderierten Gesprächsrunde deren damalige Standpunkte. So entsteht ein lebendiger Austausch über Erfahrungen, Erwartungen und Perspektiven im Jahr 1989/90.

Blick nach vorn – aus dem Jahr 2055

Zum Abschluss richten die Teilnehmenden ihren Blick in die Zukunft: In kurzen selbstproduzierten Videobeiträgen versetzen sie sich in das Jahr 2055 und berichten rückblickend über prägende Momente ihrer eigenen Jugend.

So wird sichtbar, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verwoben sind – und wie Erinnerung und Identität den Lebensweg prägen. Durch historisches Lernen werden Empathie, Perspektivwechsel und Reflexionsfähigkeit gefördert.

Dauer: 3,5 – 4 Stunden
Kosten: Die Teilnahme ist kostenfrei.
Terminvereinbarung über: bildung@gesellschaft-kultur-geschichte.de oder telefonisch unter +49 331 620 85 50.

“Generationen verbinden”

Die Installation basiert auf einem Forschungsprojekt der Universität Tübingen, das die deutsch-deutsche Geschichte aus der Perspektive unterschiedlicher Altersgruppen erforscht und zugänglich machen will. Die Interviews wurden von KRRO Film künstlerisch umgesetzt – als fesselnde Videoinstallation, die Nähe schafft und Geschichte mit unterschiedlichen Stimmen erzählt. Sie ist damit ein zentraler Baustein des Generationenprojekts, um Wissen über die geteilte Vergangenheit zu vermitteln und den Austausch zwischen Ost- und Westdeutschen zu fördern.
Die Interviews sind Teil eines Quellenkorpus, das auf dem Portal „Archiv Deutsches Gedächtnis“ der Forschung zugänglich ist. Die Auswertung und Aufbereitung der Interviews dienen sowohl der wissenschaftlichen Dokumentation als auch der historisch-politischen Bildung.

Zeitzeug:innen in der Videoinstallation - prägende Orte bis zum 14. Lebensjahr

  • Anja K.
    geboren und aufgewachsen in Pritzwalk (Brandenburg)
  • Stefan E.
    geboren und aufgewachsen in Eberswalde (Brandenburg)
  • Katharina F.
    geboren in Basel, aufgewachsen in Lörrach (Baden-Württemberg)
  • Dirk P.
    geboren in Berlin-Wedding, aufgewachsen in Tegel-Süd (West-Berlin)
  • Laila G.
    geboren in Berlin-Pankow-Heinersdorf, aufgewachsen in Berlin-Prenzlauer Berg (Ost-Berlin)
  • Tilmann W.
    geboren in Heilbronn/Unterheinriet, 1985 Umzug nach Backnang (Baden-Württemberg)
  • Markus A.
    geboren in Berlin-Pankow, aufgewachsen in Berlin-Prenzlauer Berg (Ost-Berlin)
  • Cansel K.
    geboren und aufgewachsen in Berlin-Kreuzberg (West-Berlin)
  • Marion S.
    geboren und aufgewachsen in Friedrichshafen (Baden-Württemberg)

Förderung und Projektleitung

Projektleitung:

Hector-Institut für empirische Bildungsforschung (Universität Tübingen)

Realisation:

KRRO Film

Hauptförderer:

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Kooperationspartner:innen:

  • Stiftung Berliner Mauer
  • Koordinierendes Zeitzeugenbüro
  • Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL)
  • FernUniversität in Hagen