Zwei Personen nehmen an einer Führung durch die Ausstellung teil
MORGEN in Brandenburg © BKG, Foto: Thomas Bruns

Werkstatt für Zukünfte

Ein nachhaltiges Ausstellungsprojekt

Am 4. und 5 Februar öffnete unsere Werkstatt für Zukünfte ihre Türen. An einem informativen und erlebnisreichen ersten Öffnungstag stellten einige unserer Partner ihre Projekte und ihre Beiträge für das Morgen vor.

Projektleiterin Andrea Wieloch beschrieb in ihrem Grußwort den Entstehungsprozess der Werkstatt für Zukünfte. In unserem ersten Blogpost könnt ihr einen Auszug aus ihrer Eröffnungsrede nachlesen.

Fotos: Thomas Bruns

Auszug aus der Eröffnungsrede

„Heute ist es soweit. Willkommen im Morgen. Unserer Werkstatt für Zukünfte. Vor 1,5 Jahren entstand die Idee zu diesem Projekt. Morgen, das ist auch der Neustart unseres Hauses, nach einer längeren Umbauzeit. Teilhabe zu ermöglichen ist ein zentraler Punkt der Neukonzeption und wir haben uns gefragt: Welche Themen und Bedarfe gibt es im Land? Wie erreichen wir ein möglichst diverses Publikum? Und wie werden wir ein Ort der Debatte und Verhandlungen nicht nur der Landesgeschichte, sondern ihrer Gegenwart und Zukunft? Kulturland Brandenburg und die Plattform Kulturelle Bildung, die zwei anderen Geschäftsbereiche unserer Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte, waren uns dabei wichtige Impulsgeber. Gemeinsam haben wir unsere drei Hauptpartner gefunden: Netzwerk Zukunftsorte, das künstlerische Projekt Slubfurt aus Frankfurt (Oder) und der Landesjugendring Brandenburg.

Im Dezember 2020 fand der erste Workshop statt. In zahlreichen Zoomsitzungen über vier Monate haben wir gemeinsam mit diesen Partnern Themen und Bedarfe identifiziert und ein Verständnis entwickelt, was dieser öffentliche Raum hier bieten kann. Schnell wurde uns allen klar: Brandenburg, das ganze Land, es ist eine Werkstatt für Zukünfte. Und ja, der Plural war uns wichtig. Denn überall entstehen mit der Unterstützung von vielen engagierten Menschen auf der Grundlage aller vorhandenen Herausforderungen und Ressourcen viele neue Ideen und Visionen.

Um dem Thema gerecht zu werden, haben wir als kleines Team die Perfektion aus dem Fenster geworfen und uns für die Fülle entschieden. Bis heute sind wir auf mehr als 30 beteiligte Partner aus der Zivilgesellschaft angewachsen. Ihr alle habt eine Frage mitgebracht, die Sie und Euch mit Blick auf die Zukunft beschäftigt. Und so sind sie entstanden: Die Geschichte(n) und Visionen zwischen Land und Stadt, die Ihr hier in der Werkstatt findet.

Begleitet hat mich als kuratorische Leiterin dabei die Frage, wie eigentlich eine zukunftsfähige, also nachhaltige Ausstellungspraxis aussehen könnte. Das fängt beim Baumaterial und der Nachnutzung alter Bestände an. Geht bei der Einladung an Euch als Partner weiter, mit dem zu arbeiten, was schon da ist. Denn da ist ein ganz großer Reichtum an Bewegung und Innovation, aber auch eine gewisse Bodenständigkeit, die unser Team sehr begeistert hat. Dabei wollen wir nicht beim Ausstellen Eurer Projekte allein aufhören, sondern gemeinsam Wege finden, längerfristig miteinander zu arbeiten.

Zu einer nachhaltigen Ausstellungspraxis, aber auch zum Wesen eines landesgeschichtlichen Hauses, gehört zudem das Aufspannen von größeren Zeithorizonten. Denn die sind nötig, um sich vor Augen zu führen, was enkeltauglich leben genau meint. Deswegen haben wir Geschichte(n) als Einstiegsthema gewählt. Dazu gehören Selbstbeschreibungen von Brandenburger:innen ebenso wie die Kenntnis des Raums und der Erinnerungslandschaft, in der wir uns bewegen. Globale Themen wie Demokratie, Mobilität, Digitalisierung, neue Technologien, Flächen- und Immobilienentwicklung, neue Arbeits- und Wohnformen und Klimawandel werden über Eure Projekte innerhalb der vier Themenbereiche, ganz lokal und konkret sicht- und verhandelbar.

Darüber hinaus laden wir Euch und das Publikum mit spielerischen Interventionen, etwa über die kleinen verspiegelten Impulskarten, die in der Ausstellung zu finden sind, oder mit wunderbaren Simulationen und Spielen in der Zocker:innenecke und verschiedenen Workshops, zu dem ein, was wir transformatives Lernen nennen. Die Konfrontation mit den eigenen Vorannahmen, die Erweiterung des Blickfeldes und damit auch des eigenen Spielraums. Das gilt natürlich auch für uns als Institution.

Gemeinsam mit Euch haben wir ein facettenreiches, teils auch experimentelles Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt, welches Zugänge schaffen soll für ganz unterschiedliche Interessensgruppen und vor allem für Kommunikation. Dieses Programm ist der eigentliche Kern unserer Werkstatt.

Und die ist wie die Zukunft selbst: work in progress und immer am entstehen. Es warten viele Freiflächen. Auch Werkzeug und Material für neue Beiträge liegen bereit. Der Treffpunkt hier in der Ausstellung ist gleichzeitig eine Einladung an Gruppen, den Raum für die Arbeit an eigenen Zukunftsfragen innerhalb der Öffnungszeiten der Werkstatt zu nutzen. Wir sind sehr gespannt, wie die Koexistenz von Besucherschaft und Beitragenden auch auf diese Art funktionieren wird. Vielleicht entsteht dabei manche Spannung, sicherlich aber vor allem viel Synergie und im besten Fall ein Miteinander …

Herzlichen Dank an alle, die diese Werkstatt mit Leben füllen und an das Team, dass mit mir gemeinsam dafür gesorgt hat, dass mehr als eine Ausstellung, nämlich ein Möglichkeitsraum gemeinsamen Gestaltung unserer Zukünfte, entstanden ist.“

Andrea Wieloch, Kuratorin und Projektleiterin
Potsdam, 4. Februar 2022