Der Kutschstall
Geschichte und Kultur im historischen Ensemble
Ein Teil des Potsdamer Stadtschlosses
1671 als kurfürstlicher Reitpferdestall erbaut, zogen bereits 1714 die Reitpferde in die ehemalige Orangerie (heute: Marstall, Filmmuseum Potsdam). In den leeren Reitpferdestall zogen die Kutschpferde. Zwischen 1787 und 1790 erfolgte ein Neubau des Kutschstalls nach den Plänen des Hofbaumeisters Andreas Ludwig Krüger. Das Ensemble gehörte bis 1918 zur Hofhaltung des Potsdamer Stadtschlosses.
Wechselvolle Nutzung
Im Laufe des 20. Jahrhunderts durchlebte der Kutschstall unterschiedliche Nutzungen: Pferde der Polizei wurden hier untergestellt bis mit zunehmender Motorisierung das Kutschstallensemble als Werkstätten, Garagen, Tennishalle und sogar als Möbellager genutzt wurde. Ab 1940 diente das Gebäude als „Obst, Gemüse, Speisekartoffel“ Großhandelsbetrieb – später Werder Frucht GmbH. In den 1990er Jahren zog auch ein Antiquitätenhandel ein.
Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) entsteht
1997 übernahm das Land Brandenburg die Liegenschaft vom Bund mit der Aufgabe, dort das „Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“ einzurichten. Bis 2001 folgte eine umfassende Sanierung und mit der Ausstellung „Marksteine“ die erste Ausstellung im Kutschstall. Von 2003 bis Ende 2018 präsentierte das HBPG die Dauerausstellung „Land und Leute“ zur Geschichte Brandenburg-Preußens.
Digitale Zukunft im historischen Ambiente
Bis September 2020 wurden die historischen Gewölbehallen des Kutschstalls denkmalgerecht saniert. Das Foyer sowie die Konferenz- und Besprechungsräume, die sich teils in einem modernen Anbau befinden, wurden umgestaltet, modernisiert und mit der neuesten Konferenz- und Digitaltechnik für eigene Online-Angebot sowie für Vermietung ausgestattet.
Quadriga mit dem Kutscher Pfund
Figuren aus dem Alltag
Der frühklassizistische Kutschstall mit seinem Hauptportal, das an einen Triumphbogen erinnert, weist eine weitere Besonderheit auf. Es ist geschmückt mit einer Skulpturengruppe von Johann und Michael Wohler: Eine vorwärtssprengende Quadriga mit leerem Phaetonwagen, flankiert von Stallbediensteten, gelenkt von einem Kutscher. Die Stallbediensteten sind bei der Arbeit im Stall dargestellt. Die Figurengruppe ist sehr ungewöhnlich, da so alltagsnahe Figuren genutzt wurde und keine allegorische Figuren , wie z.B. Apoll oder Viktoria, die den Wagen lenkt. Den Wagen lenkt ein Mann aus dem Volk.
Der Kutscher Pfund
Im Volksmund wird dem Kutscher die Person des Kutschers Pfund zugewiesen. Johann Georg Pfund war Leibkutscher von Friedrich II., bereits zu dessen Zeiten als Kronprinz. Pfund wurde wahrscheinlich um 1700 in oder um Neuruppin geboren. Über ihn existieren viele Anekdoten aber wenige tatsächliche biografische Fakten. Er galt er zwar als geschickter Kutscher, weshalb ihn Friedrich II. langjährig in seinen Diensten behielt. Er starb 1784 und war somit bei der Errichtung des Kutschstalls bereits über 10 Jahre tot.